[531]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.49

Die Schrift des Maestlin nämlich war vom Pfalzgrafen Ludwig Philipp dem Kaiser mit dem Briefe vom 3. / 13. Sept. 1583, überschickt worden und dieser befahl, dieselbe dem Fabricius zur Begutachtung zuzustellen. Des Fabricius Schrift ist daher nur gegen Maestlin gerichtet im allgemeinen und besonderen. Er übergeht die von demselben angeregten Religionsfragen als nicht zur Sache gehörig und wendet sich hauptsächlich gegen jene Punkte, die Maestlin dafür angeführt hatte, dass die Reform des Kalenders an sich unnütz und schädlich sei.

Ist es doch durch das Naturrecht geboten, dass ein anerkannter Fehler beseitigt werde. Da bis jetzt 10 Tage zu viel gezählt worden sind, so sind diese nichts als leere Zahlen, ein effectus sine sua causa oder doch effectus prior sua causa. Da es nun absurd ist, effectum ponere ante causam aut sine sua causa, so müssen auch aus logischen Gründen diese 10 Tage ausgelassen werden. Zudem widerspreche sich Maestlin verblendet vom Hasse gegen den Papst, wenn er einerseits keine Reform will und von der Auslassung von 10 Tagen Verwirrung befürchtet, und andererseits sich gegenüber der angewendeten Form für eine solche von 13 Tagen ausspricht. Interessant ist, dass Fabricius ebenfalls die Schrift Luthers herbeizieht und aus seinen Worten folgert, dass die Protestanten mit gutem Gewissen den Kalender annehmen können, nachdem ihn der Kaiser als weltliche Obrigkeit publiziert habe.

Maestlin hatte — wie angeführt wurde — das herannahende Ende der Welt als Argument gegen die Reform angeführt und zugleich das Unternehmen des Papstes als ein Symptom desselben bezeichnet. Fabricius fragt ihn nun, was es bei diesen seinen Ansichten für einen Sinn habe, noch bis 1600 die Reform zu verschieben?