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Andererseits, wenn seine Ansicht richtig sei — was ihm von glaubwürdigen Theologen auch versichert werde — wie kann er es wagen, gegen dieses Zeichen anzukämpfen, meint er etwa, damit den jüngsten Tag aufhalten zu können? Nicht ohne Geschick bekämpft Fabricius die Behauptung des Gegners, dass die Protestanten schon wegen seines päpstlichen Ursprungs den Kalender nicht annehmen könnten. Befürchtet Maestlin aus einem Lutheraner ein Papist zu werden, so möge er doch bedenken, dass er dann allzeit päpstisch gewesen sei, indem er doch bisher mit den Papisten den Kalender und die vornehmsten Feste gehalten habe. Auch sieht Fabricius nicht ein, wie denn durch die Auslassung von 10 Tagen so große Verwirrung entstehen könnte; überhaupt könnte dies nur im Korrektionsjahre selbst der Fall sein, aber wenn den Bauern wegen ihrer Lostage und Regeln die Sache von den Predigern gehörig eingeprägt würde, werden sie es wohl begreifen, und bei Zinsen und Gehalten muss eben darauf Rücksicht genommen werden, dass 10 Tage fehlen und müssen diese in Abzug gebracht werden. [1] In einem Punkte aber begegnen sich die beiden Männer, nämlich in der Frage der zyklischen Berechnung und Fabricius erklärt, Maestlin hätte mehr Ehre geerntet, wenn er einzig in diesem Punkte sein Mütchen am Papste gekühlt hätte, anstatt die ganze Religionssache herbeizuziehen. So bittet er denn schließlich seinen Herrn und Kaiser, er möge dem Buche Maestlins gar keine Beachtung schenken, mit Ausnahme seiner Bemerkungen "über die Zirkelraitung und die observationes motuum coelestium". [2]


1 In der Tat wurde dies in Innerösterreich getan und den Beamten die Quote von 10 Tagen abgezogen. (Kürschner, Die Einführung des Gregor. Kalenders bei der Reichs-Hofkammer. Österreichische Wochenschrift. 1872. Heft 27, pag. 849.)
2 Fabricius war auch sonst in der Kalenderangelegenheit tätig. 1583 verfasste er einen Kalender, der sich handschriftlich im Cod. Vindob. 10693 findet. Er will damit den Übergang zum neuen Stil erleichtern und stellt daher bis 1600 die Angaben des alten und des neuen Kalenders gegenüber. Daneben aber macht sich auch bei ihm die Neuerungssucht geltend, denn als drittes erscheint ein "Kalendarium adoptivum", dessen Angaben denen des alten um 1 Tag voraus sind. Wie sich Fabricius dieses gedacht hat, lässt sich nicht sagen, denn er verweist nur in der Überschrift zu dieser Kolumne auf ein anderes Werk, wo er ausführlich darüber gehandelt habe. In dem größtenteils Lambecius entnommenen Verzeichnisse seiner Werke bei Adelung (Gelehrtenlexikon) findet sich kein entsprechendes angegeben und auch sonst ist mir dasselbe nicht bekannt geworden.