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so sei das Werk schon deshalb hinfällig, habe man aber dafür neue gemacht, so müssen diese erst eine Prüfung von Seite des Astronomen aushalten. Indem Maestlin an dieser Stelle von der Schwierigkeit, gute Tafeln aufzustellen, spricht und die astronomische Richtigkeit eines neuen Kalenders mit allem Nachdrucke betont, kommt er zum Schlüsse, dass ein jedes derartiges Unternehmen hinfällig sei, und daher am besten von der Reform überhaupt Umgang genommen werden solle. Mit diesem negativen Resultate schließt Maestlin seine Arbeit ab.

So wütend bereits der Protestantismus in dieser Schrift gegen das Papsttum ankämpfte, so war damit noch lange nicht der Höhepunkt erreicht; dies leisteten im selben Jahre der Reihe nach protestantische Theologen, deren Schriften wir nun kurz zu betrachten haben. Der Tübinger Professor Lucas Ossiander [1] glaubt folgenden Beweggrund für die Kalenderreform gefunden zu haben. Da dem Papste mit den Ablassbriefen nun in Deutschland das Handwerk gelegt sei, so wolle er jetzt statt der Ablasszettel Kalender feil haben und dies sei recht schlau angepackt, denn erstere kaufte man nur in bestimmten Jahren, Kalender aber müsse man alle Jahre haben. um dies Geschäft recht ausgiebig zu machen, unterstehe sich der Papst, mit diesem seinem Kram ein Monopol aufzurichten, indem er allen Christen bei Strafe des Bannes und 1000 Dukaten Buße verbietet, seinen neuen Kalender nachzudrucken. [2] Ossiander sieht schon darin eine Beeinträchtigung der deutschen Nation, da die Monopole in den Reichskonstitutionen und auf vielen Reichstagen verboten worden seien.


1 Bedenken, ob der Newe Bäpstliche Kalender eine Nothdurfft by der Christenheit seye unnd wie trewlich dieser Bapst Gregorius XIII. die Sachen damit meyne; ob der Bapst Macht habe, diesen Kalender der Christenheit auffzudringen. Ob auch fromme und rechte Christen schuldig seyn, denselbigen anzunehmen. (Heidelberger Sammelband. III.). Früher gedruckt bei Georg Gruppenbach in Tübingen 1583.
2 In der Tat findet sich in der Bulle dieser Passus. Als Grund dafür wird angegeben, dass dadurch Verwirrungen hintan gehalten werden sollen, und man wird dies wohl als das wahre Motiv des Verbotes ansehen können. Gehalten wurde es aber keineswegs, denn es lassen sich Kalenderfragmente nachweisen, die in Wien, München, Trier und Danzig gedruckt sind.