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so zeigt er sich doch in manchem Punkte nicht einverstanden, ja es macht sich jener prinzipielle Gegensatz ziemlich stark bemerkbar, der zu Anfang des Jahrhunderts bei Erwägung der Frage das Übergewicht hatte, und der in der folgenden Polemik, noch mehr aber kurz vor Einführung des "Verbesserten Reichskalenders" eine bedeutende Rolle spielt. Der Mathematiker Fabricius wünscht, dass anstelle der zyklischen Rechnung der astronomische Kalkül eingeführt werde. Er weist darauf hin, welchen großen Aufschwung gerade seine Wissenschaft in letzter Zeit gemacht habe, und er befürchtet, dass der Eifer für dieselbe wieder erlahmen würde, wenn man ihren Vertretern diesen wichtigen Zweig versperren würde. Wollte man die astronomische Rechnung in den Kalender einführen, so wäre dies ein Trieb, allen Eifer auf die genauere Bestimmung der Umlaufszeiten von Sonne und Mond zu verwenden, um stets Verbesserungen am Kalender machen zu können. Derlei Änderungen aber würden jetzt bei den großen Fortschritten der Buchdruckerkunst leicht und ohne große Kosten zu bewerkstelligen sein. Den von Lilio vorgeschlagenen Epaktenzyklus erklärt Fabricius für das vollkommenste, was in dieser Hinsicht geleistet werden könnte, geht aber nicht näher auf denselben ein — natürlich, weil er im Früheren die zyklische Rechnung im Prinzip verworfen hatte. Dagegen bietet sich bei der Korrektur des Sonnenjahres ihm mehrfache Gelegenheit dar, andere Ansichten auszusprechen und zu begründen.

Dadurch, dass das Kompendium selbst den Modus, wie der bisher aufgehäufte Fehler beseitigt werden sollte, unentschieden lässt,hält sich Fabricius für berechtigt, auch die andern möglichen Arten in Betracht zu ziehen. Die Durchführung der Reform in 40 Jahren findet nicht seinen Beifall und wohl mit Recht; von der plötzlichen Ausscheidung einer Anzahl von Tagen befürchtet er Verwirrung und Tumult in weltlichen Dingen und allzu große Störung des Kirchenjahres. So spricht er schließlich der Art das Wort, dass in einem Jahre allmählich durch Verkürzung der Monate die überflüssigen Tage ausgeschieden werden sollen. Auch begreift Fabricius nicht, warum bis zum Jahre 1582 gewartet werden muss; er schlägt daher vor, das Jahr 1580 zu wählen, denn je eher die ersehnte Reform durchgeführt werde, desto besser sei es, und dann empfehle sich 1580 gerade durch seine Eigenschaft als Schaltjahr.