Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalenders

Noch genauer

Die gregorianische Reform war natürlich nicht die "ultima Ratio" der Kalenderreformen. Als die Astronomen die Jahreslänge immer genauer bestimmen konnten, kamen, wie schon vor der gregorianischen Reform im Orient, Vorschläge zu noch genaueren Schaltungen.

Mit einem Zyklus von nur 62 Jahren käme der Kalendervorschlag von Dr. Wilhelm Matzka aus dem Jahre 1880 aus. Sein Kalender wäre aber mit einem Fehler von einem Tag in 3795 Jahren nur unwesentlich genauer als der gregorianische.

Omar Khayam (1048-1131) erdachte ein System wo er in 33 Sonnenjahren 8 Schalttage einfügte. Die durchschnittliche Jahreslänge betrug (365 * 33 + 8) / 33 = 365.242424 Tage das sind nur 0,000255 Tage zu viel, der Fehler beträgt demnach einen Tag in 1 / 0,000255 = 4.444 Jahren.

In Rumänien, Serbien und Griechenland wurde 1923 ein Kalender nach einem Vorschlag des Astronomen Milutin Milankovic (1879-1956) eingeführt. Dieser neujulianische Kalender streicht vom julianischen Kalender nicht 3 Tage in 400 Jahren wie der gregorianische, sondern 7 Tage in 900 Jahren. Die Schaltregel für die vollen Jahrhunderte in diesem Kalender lautet: Schaltjahr ist das Jahr welches dividiert durch 900 den Rest 200 oder 600 hat. Damit erreicht er eine Länge von (900 * 365 + 225 - 7) / 900 = 365.2422222 Tagen und eine Genauigkeit von einem Tag in 43.103 Jahren.

Noch genauer wäre ein Schaltsystem das von Johann Heinrich von Mädler (1794-1874) entwickelt wurde. Hierbei werden 128 Jahren 31 Schalttage eingefügt. Es ergibt sich ein Jahr mit durchschnittlich (128 * 365 + 31) / 128 = 365,2421875 Tagen. Der Fehler beträgt nur noch einen Tag in 86.956 Jahren.

N. Heis [1] würde dagegen beim gregorianischen Kalender alle 3200 Jahre einen Schalttag ausfallen lassen, was die Regeln des gregorianischen Kalenders nicht erneuern sondern nur erweitern würde und käme damit auf 775 Schalttage in diesem Zeitraum. Die Jahreslänge würde dann, wie bei Mädler, (3200 * 365 + 775) / 3200 = 365,2421875 Tagen entsprechen, der Fehler wäre ebenfalls ein Tag in 86.956 Jahren.

Lässt man im gregorianischen Kalender aber in 10.000 Jahren 3 Tage ausfallen kommt man auf (10000 * 365 + 2422) / 10000 = 365,2422 Tage im Jahr und müsste den Kalender erst nach 1.000.000 Jahren wieder um einen Tag anpassen. Allerdings geht Heinz Zemanek bei seinem Beispiel von einer gerundeten Jahreslänge von 365,2422 Tagen aus und erreicht, diesen Wert vorausgesetzt, natürlich den idealen Kalender. Bei 365,242199 wären es eben 242.199 Schalttage in 100.000 Jahren um den Kalender genau anzupassen.

Der Preis der größten Genauigkeit erhält jedoch der 1925 eingeführte persische Sonnenkalender. In diesem werden in 2820 Jahren 683 Schaltjahre eingefügt. Daraus ergibt sich eine Jahreslänge (2820 * 365 + 683) / 2820 = 365,2421986 Tagen und eine Abweichung von einen Tag in 1 / (365,242199 - 365,2421986) = 2.500.000 Jahren! Es sei hier noch erwähnt, dass wegen der Abbremsung der Erdrotation solche Berechnungen natürlich rein hypothetischen Charakter haben. In 2.500.000 Jahren hätte das Jahr, die heutige Abbremsung vorausgesetzt, eine Länge von 365,2426909 Tagen.

Kalenderübersicht

KalenderJahreslängeFehler von 1 Tag in JahrenPeriode
Absolut365,2421990100.000
Ägyptisch36541
Julianisch365,251284
Gregorianisch365,24253.322400
Matzka365,24193553.79462
Khayam365,2424244.44433
Neujulianisch365.242222243.103900
Mädler365,242187586.956128
Heis365,242187586.9563.200
Zemanek365,24221.000.00010.000
Persisch365,24219862.500.0002820
  1. Zemanek schreibt von einem N. Heis über den ich leider sonst nichts weiteres in Erfahrung bringen konnte. Von 1806 - 1877 lebte noch ein Professor der Astronomie namens Eduard Heis.