Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalenders |
Der julianische Kalender wurde nach Julius Cäsar benannt, der ihn im Jahre 709 AUC (ab urbe condita) der varronischen Ära d.h. im Jahre 45 v.Chr. einführte. Wissenschaftlich unterstützt wurde er dabei von einem Ägypter namens Sosigenes. Der Kalender war ein reiner, vom ägyptischen Kalender abgeleiteter, Sonnenkalender mit einer Länge von 365 Tagen im Gemein- und 366 Tagen im Schaltjahr. Ein Schaltjahr wurde alle 4 Jahre eingefügt [1]. Der Jahresanfang wurde bei der Reform von März auf Januar verlegt, da am 1. Januar seit 153 v.Chr. die neuen Konsuln jeweils ihr Amt antraten. Den offiziellen Frühlingsanfang legte man auf den 25. März, obwohl er astronomisch auf den 23. März fiel. Man hatte bei der Bestimmung ungenau gemessen. Ebenfalls verschätzt hatte man sich beim Startdatum des neuen Kalenders, welches auf den Neumond nach der Wintersonnenwende fallen sollte, der jedoch erst einen Tag später eintrat [2]. Die innere Struktur des julianischen Kalenders stammt vom römischen Mond- Sonnenkalender ab. Dieser begann mit dem Monat martius und endete mit dem februarius [3]. Die sich bis heute erhaltenen zählenden Monatsnamen September (7) bis Dezember (10) erklären sich daraus. Schalttag (bissexto) im julianischen Kalender war der 25. Februar (eigentlich verlängerte man den 24. Februar auf 48 Stunden). Grund dafür war neben religiösen Gründen wohl der Schaltmonat des alten Kalenders welcher alle zwei Jahre eingefügt wurde. Dies geschah abwechselnd am 23. und 24. Februar. Anfänglich wurde die Schaltregel falsch angewendet und in jedes 3. Jahr ein Schalttag eingefügt. Augustus (reg. 16.1.27 v.Chr. - 19.8.14 n.Chr. vorher ab 43 v.Chr als Octavian) korrigierte diesen Fehler ab 8 v.Chr. und ließ in den darauf folgenden 12 Jahren zum Ausgleich keine Schaltung mehr vornehmen. Der Monat quinctilis wurde 44 v.Chr. zu Ehren Cäsars auf iulius und der sextilis, zeitgleich mit der Korrektur des Augustus, ab 8 v.Chr. in augustus umbenannt [4]. Ob dabei dem Februar ein Tag abgezogen und dem August zugeschanzt wurde ist umstritten.
Die Römer hatten eine achttägige Marktwoche die nundinae, deren Anfang weder mit dem Monatsanfang noch mit dem Neujahrstag zusammen fallen sollte. Wie hier im einzelnen verfahren wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Im Laufe der Zeit wurde die Marktwoche durch die siebentägige Planetenwoche (hebdomas, septimana) ersetzt, welche dann nach dem Konzil von Nizäa (325) in die jüdisch-christliche Woche überging [5]. Ab dieser Zeit kann man, von der Osterberechnung abgesehen, mit einiger Sicherheit von einem geregelten Ablauf des Kalenders ausgehen. Die varronischen Ära wurde während der Regierungszeit des Diokletian durch die nach ihm benannte Ära mit der Epoche 29. August 284 n.Chr ersetzt. Diese Ära lebt heute noch im koptischen Kalender als Märtyrer-Ära fort. Im Laufe des Mittelalters hat sich die Epoche der Christlichen Ära beginnend mit dem 1.1.1 n.Chr. eingebürgert und mit ihr die Regel, dass Schaltjahre die Jahre sind, deren Jahreszahlen geteilt durch 4 den Rest 0 ergeben:
Jahr MOD 4 = 0 |
---|
Die Kirche hielt zwar bei ihrem Festkalender von Anfang an am 1. Januar als Jahresbeginn fest, verurteile jedoch den heidnischen Jahreswechsel auf dem Konzil von Tours (576) als antiquus error und drohte gar mit Exkommunikation. So sind in mittelalterlichen Urkunden einige andere Jahresanfänge überliefert.
Name | Jahresanfang | Übereinstimmung | Verwendung |
---|---|---|---|
Circumcisionsstil | 1. Januar | - | Rom und im julianischen Kalender |
Vorcäsarischer Jahresanfang | 1. März | 1.März - 31.Dezember | Frühchristliche Kirche, Venedig und Frankreich bis ins 8.Jh. |
Annunciationsstil (Marienjahr) | 25. März | 1.Januar - 24.März | Pisa |
Calculus Florentinus | 25. März | 25.März - 31.Dezember | Florenz, Bistum Trier und in England |
Paschastil | Ostersonntag | Ostern (22.3/25.4) - 31.Dezember | Frankreich und Köln bis ins späte Mittelalter |
Byzantinischer Jahresanfang | 1. September | 1.Januar - 31.August | Byzanz, Süditalien und Russland |
Nativitätsstil (Weihnachten) | 25. Dezember | 1.Januar - 24.Dezember | Deutschland, Skandinavien, bei den Angelsachsen bis ins 16.Jh. |
Im ausgehenden Mittelalter setzte sich der 1. Januar, wenn auch langsam, wieder durch. Papst Innozenz XII (reg. 12.7.1691 - 27.9.1700) erkannte im Jahre 1691 den 1. Januar, durch die Verwendung als Jahresanfang in päpstlichen Bullen, an. Trotzdem gibt es nach wie vor neben dem 1. Januar auch noch andere Jahresanfänge, so beginnt das Kirchenjahr am 1. Advent und der kalendarische Frühling am 21. März. Auch in der Wirtschaft und im Sport werden oft andere Daten als Jahresanfang genommen.
Grundsätzlich darf man die Breitenwirkung der historischen Kalender und mithin auch die des julianischen Kalenders, nicht überschätzen. Vor allem die verschiedenen Epochen beschränkten sich oft nur auf die Kanzleien der jeweiligen Herrscher und das was man heute mit Wissenschaftskreise titulieren würde. So stoßen wir z.B. in der Kirchengeschichte des Eusebius (um 264 - um 340) auf die Zeitangabe: Tiberius starb nach einer Regierung von ungefähr 22 Jahren. Gaius, der nach ihm kam.... Und über 100 Jahre nach der Kalenderreform Cäsars, während der Blütezeit des römischen Reiches, datierte der Evangelist Lukas: Zu jener Zeit ordnete Kaiser Augustus an, dass alle Bewohner des Römischen Reiches in Steuerlisten erfasst werden sollten. Es war das erste Mal, dass so etwas geschah. Damals war Quirinius Statthalter der Provinz Syrien [6].