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allerdings zur Genüge bekannt: aber über Einzelnes zweien doch noch die Meinungen der Chronologen und wieder über andere Fragen hat man voreilig definitiv entschieden, während sie von den Computisten des Mittelalters immer als offene und mehrfacher Lösung fähig bezeichnet worden sind. Ich glaube deßhalb hier zuvor handeln zu müssen: 1. von der Epoche des zyklischen Mondjahres und des ganzen 19.jährigen Zyklus; 2. von dem Sitze der interkalaren Monde; 3. von dem Sitze des Saltus lunae; 4. von der Berechnung der Regularen und 5. von dem Februarmonde in den solaren Schaltjahren 1)


Bei all diesen Fragen haben wir, soweit darüber Nachrichten auf uns gekommen sind, auf die Auffassung der Alexandriner zurückzugehen, welche zuerst die metonisch-kallippische Enneakaedekaëteris, in entsprechender Weise umgebildet, auf die Berechnung des Osterfestes angewandt haben 2). Diese nun sind, wie allgemein anerkannt wird, gleich bei der Bildung des Zyklus von der Absicht ausgegangen , die Epoche des Mondjahres möglichst in die Nähe ihres bürgerlichen Neujahres, d. h. des 1. Thot zu bringen. Aber wie die Bildung des Zyklus nur die Berechnung des Osterfestes zum Zwecke hatte, ihnen also im Gedanken schon das Osterjahr vorschwebte, so adoptierten und vertraten sie für das letztere sofort die jüdische Auffassung,


1) Auch Durandus 8, 9, nachdem er die allgemeine Epaktenregel aufgestellt hat, sagt: "sed quoniam epactarum ratio quandoque fallit, propter embolismum sive saltum lunae, ideo de ipso breviter videamus".
2) Leider kann ich dieser Aufgabe nicht vollkommen entsprechen. Die wichtigsten älteren Bücher, welche diese Fragen behandeln, fehlen auf den hiesigen Bibliotheken. Und auch von außerhalb konnte ich mir nur Jani hist, cycli Dionysiani und van der Hagen's observationes in prologos et epistolas paschales verschaffen ; des letzteren diss. de cyclis paschalibus habe ich nicht benutzen können und kenne die Resultate dieser Schrift nur aus Ideler und aus Böckh's epigraphisch-chronologischen Studien. Jedoch hoffe ich auch ohne Kenntnis dieser und einiger anderer die ältesten Osterzyklen betreffenden Bücher die Einrichtung des Dionysisch-Bedaischen Zeitkreises, um den es sich hier vorzüglich handelt, richtig darlegen zu können. - Was Beda betrifft, haben die älteren Chronologen, wie Clavius, Petavius, van der Hagen u. s. w., wie schon erwähnt wurde, ihm auch die viel jüngeren Ephemeriden zugeschrieben und haben oft aus ihnen die echten Schriften desselben ergänzen und erläutern wollen. Es versteht sich von selbst, dass ich derartige Beweise aus einer unechten und nichts weniger als ausgezeichneten Schrift nicht zulasse, und bemerke ich dies nur, um in den einzelnen Fällen einer besonderen Widerlegung der aus den Ephemeriden gezogenen Schlüsse überhoben zu sein.