Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.165

Durch die von mir beigesetzten arabischen Ziffern ist schon angedeutet, dass die einzelnen Querzeilen den 19 nach goldenen Zahlen benannten Jahren des Mondzyklus entsprechen 1). In der ersten Längenzeile der Handschrift stehen die Novilunarbuchstaben eines jeden Jahres 2) und zwar zuerst der für die hohlen Monate; aus ihnen sind regelmäßig durch Weiterzählen von 29 Buchstaben die daneben stehenden Neumondsbuchstaben für die vollen Monate entwickelt. In elf Fällen lässt sich auch sofort das bestimmte Verhältnis zwischen dem vollen Neumondsbuchstaben eines Jahres und dem hohlen des nächstfolgenden Jahres erkennen, besonders wenn man anstatt der Buchstaben die ihnen im ganzen Systeme zukommenden Ordnungszahlen setzt. Z. B. bei dem Übergang vom 14. zum 15. Jahr: 59 (= T" als L. novil. des vollen M.) + 30 (Tagzahl des vollen M.) - 59 x (so oft als ein vollständiges Buchstabensystem abgelaufen ist) - 11 (als Zahl der Buchstaben, die nach sechsmaliger Wiederholung des Systems vom 21. Dezember A bis 31. Dezember L gesetzt werden) = 19 (= T als L. novil. des hohlen M. im 15. Jahr). Diese Ordnung muss aber notwendiger Weise unterbrochen werden, so oft als durch den Embolismus der alternierende Wechsel zwischen hohlen und vollen Monden gestört wird. Prüfen wir nun die Richtigkeit der durch diese Tafel bezeichneten Noumenien durch Vergleichung mit den Neumonden, wie sie im immerwährenden Julianischen Kalender bei Ideler 2, 194 3) angesetzt sind . Bei ihm finde ich für Numerus aureus VII folgende Anfänge der hohlen Monate: 17. Januar, 17. März, 15. Mai, 13. Juli, 10. September, 8. November, welchen auch L.lun. R zukommt - und als Noumenien der vollen Monate: 15. Februar, 15. April, 13. Juni, 11. August, 9. Oktober, 7. Dezember, welchen F" zukommt. Im folgenden Jahre VIII ergeben sich dagegen differierende Reihen:


1) In dem Computus Sangall. Cod. 459 beginnt diese Tafel mit dem dritten Jahr des Zyklus, offenbar weil diesem Jahre die römische Exakte I zukommt: der Computist hat also den eigentlichen Cyclus lunaris Romanorum im Sinne.
2) Ich unterscheide fortan die drei Alphabete des Lunarbuchstabensystems in folgender Weise: A - U; A' - U'; A" - T".
3) Ich wähle hier für die Beispiele nur solche Setzungen bei Ideler, die keinem Zweifel unterworfen sind.