Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.159

einer großen Anzahl von Kalendarien des früheren Mittelalters (darunter auch schon längst gedruckte) sogar zweifache Systeme von Lunarbuchstaben und mannigfaltige Tafeln, welche über die verschiedenartige Anwendung solcher Buchstaben vollständigen Aufschluss geben.


Wie das Mittelalter die Lunarbuchstaben der synodischen Monate ansetzte, will ich zunächst aus dem Kalendarium Augiense 1) mitteilen. - Vor den in zweiter Kolonne nach römischer Weise verzeichneten Monatstagen steht hier ein System von 59 Mondbuchstaben, nämlich A-U, dann mit Punkt rechts versehen A.-U., endlich mit Punkt links verseben .A-.T, ein System, das sich gleichfalls sechsmal vollständig und dann zum Teil wiederholt. Es stehen also

bei01. Jan.A bei01. JuliE
"20. Jan.U"01. Aug.Q.
"21. Jan.A."01. Sept.H
"09. Febr.U."01. Okt.S.
"10. Febr..A"01. Nov.K
"28. Febr..T"01. Dez.U.
"1. MärzA"02. Dez..A
"1. AprilM."20. Dez..T
"1. MaiC"21. Dez.A
"1. JuniO."31. Dez.L

Hier liegt es noch deutlicher auf der Hand, dass ein volles System ein Mondpaar umfasst, und dass wenn z. B. mit dem 21. Jan. A. ein hohler Monat beginnt, alle mit A. bezeichneten Tage Novilunien für die hohlen Monate sind; die Anfänge der vollen Monate in demselben Jahre werden wir dagegen 29 Buchstaben weiter zu suchen haben, also A. + 29 = .K, so dass bei dieser Art von Mundbuchstaben, ganz abgesehen von etwaigen Veränderungen durch Intercalation, je zwei Buchstaben als Lit. Novilunares für jedes Jahr angesetzt werden müssen.

Eben diese Einrichtung nun erwähnt schon Beda als eine von Alters her überlieferte und auch in seinen Kalender aufgenommene:


1) Cod. Vindob. 1815 aus der 1. Hälfte des IX. Jahrh. - Gedruckt in S. Donati, de dittici degli antichi profani e sacri, p. 244; die Lunarbuchstaben sind in diesem Abdruck wiedergegeben, aber ohne Unterscheidung der drei Alphabete. - Gerbert, monum. liturg. Alem, 1, 482: die Lunarbuchstaben sind ausgelassen.