Die Lunarbuchstaben in den Kalendarien des Mittelalters.157

bei im Januar beginnenden
vollen Monat
bei im Januar beginnenden
hohlen Monat
385. Römische Epakte IV.
Monatslänge Monatslänge 
30K 128. Jan.29K 128. Jan.
29K 227. Febr.30K 126. Febr.
30K 128. März29K 128. März
29K 227. April30K 126. April
u. s. w. u. s. w.

Im Jahre 385 würde also gerade bei der von Mommsen vorgezogenen Annahme ein Wechsel in den Novilunarbuchstaben eintreten und so überhaupt in allen Jahren, deren erstes Novilunium am 15. Jan. E 3 oder noch später eintritt. Umgekehrt wird bei der Voraussetzung, dass der im Januar beginnende Monat hohl sei, in allen Jahren, deren erster Neumond auf 15. Jan. oder früher fällt, ein Alternieren der Novilunarbuchstaben stattfinden, und in den Jahren, die mit dem Novilunium am 16. Jan. oder später beginnen, ein und derselbe Buchstabe die Noumenien des ganzen Jahres bezeichnen. Der Grund davon liegt auf der Hand: zwischen dem 4. Jan. B 1 und dem 3. Febr. B 1 liegen 30 Tage, aber zwischen dem 22. Jan. H 1 und dem 20. Febr. H 1 (wegen des Sprunges vom 12. Febr. E 1 zum 14. Febr. F 1) nur 29 Tage. Entweder müssen wir also den Gedanken fallen lassen, dass die Einrichtung der Lunarbuchstaben, wie wir sie im Kalender von 354 erblicken, den Vorteil darbiete, dass sich für jedes einzelne Jahr nur ein Neumondsbuchstabe ergebe, oder wir müssten annehmen, dass durch Beibehaltung desselben Buchstaben nicht die zyklisch genaue Luna prima, sondern nur annähernd die erste Phase bezeichnet werden sollte, oder drittens, dass je nach der angegebenen Grenze gewisse Jahre des Zyklus mit vollem, andere mit hohlem Monat begonnen hätten, das heißt, dass durch eine höchst künstliche Methode der Schaltung dieser Wechsel zwischen der einen und ändern Form des Mondjahres herbeigeführt und dadurch die Unveränderlichkeit des Novilunarbuchstabens erzielt wäre. Für die Annahme einer so eigentümlichen Schaltmethode ist uns aber gar kein Anhalt geboten. Und die zweite Annahme würde für viele Jahre des 84jährigen Zyklus die Anwendbarkeit dieses Buchstabensystems für die genaue Bestimmung der Luna paschalis ausschließen, während doch offenbar die