88Kaltenbrunner.[570]

dagegen ist es naiv von Clavius, wenn er meint, dass man die Gedächtnisstage der Heiligen, die doch meist vor oder zur Zeit des Nicaenischen Konzils gelebt haben, wieder richtig stellen wollte; als ob gleich nach dem Martyrium oder Tode eines Heiligen sein Gedächtnisstag in den Kalender eingezeichnet worden wäre.

Abgesehen aber von diesen vereinzelten Zusätzen ist die Explicatio bis zum Kapitel XXIV eine Umarbeitung der Apologie. [1] Aber der allgemeine Charakter ist dadurch gewahrt, dass nun die früher gegen Maestlin gerichteten Entgegnungen verallgemeinert sind, was so weit geht, dass niemals des Maestlin Erwähnung geschieht. Die äußere Anlage ist insofern verändert, als eine fortlaufende Kapitelzählung eingeführt ist, während die Apologie in drei Bücher geteilt ist.

Erst vom 24. Kapitel an bis zum Schluss tritt eine Änderung ein; es ist dies aber eigentlich ein Anhang, wie aus der pag. 568 Anmerkung 1 angeführten Bemerkung des Clavius hervorgeht. War der erste Teil der Gesamtheit der Gegner und aller derer, welche Aufklärung über den Kalender wünschten, gewidmet gewesen, so beschäftigt sich dieser zweite mit jenen, die Clavius einer besondern Entgegnung für würdig hält. Einen derselben haben wir schon in Scaliger kennen gelernt, der andere ist Franciscus Vieta. Clavius meint, es könne kaum neben den Kalendern Gregors, Scaligers und Vietas ein vierter ausgedacht werden, indem er nun beweise, dass der erstere unter den drei der beste sei, habe er seine Tüchtigkeit, ja allgemeine Gültigkeit nachgewiesen. Es ist klar, dass Clavius dem Vieta die bittersten Vorwürfe über sein allerdings etwas sonderbares Vorgehen macht, seinen Kalender als den richtigen Gregorianischen hinzustellen, und dies durch dessen Bulle bekräftigen zu lassen. Clavius meint, dass er, der 10 Jahre an der Reform gearbeitet und fast ebenso lange in direktem Verkehr mit Gregor XIII. gestanden habe, wohl am besten wissen werde, was die Intentionen des Papstes gewesen seien. Stets habe dieser betont, er wolle so wenig wie möglich an den alten Kalenderregeln geändert wissen;


1 Clavius spricht dies auch in der Vorrede mit folgenden Worten aus: "Et quoniam anno 1588 adversus haereticum quendam satis longam novi Kalendarii Apologiam edidimus ...... transferimus ex ea in hoc volumen omnia quae huic rei utilia atque opportuna iudicavimus".