76Kaltenbrunner.[558]

Es macht einen komischen Eindruck, wenn er jetzt den Clavius, den er früher als "insignis mathematigus et astronomus" bezeichnet, bar aller mathematischen Kenntnisse schildert, trotzdem Clavius sowohl in dem gegen Scaliger direkt gerichteten Buche als auch in der "Explicatio" kaum einen Gedanken ausgesprochen hatte, der nicht schon in der dem Scaliger bekannten Apologie wenigstens angedeutet wäre. Was nun den sachlichen Inhalt anbelangt, so bringt er durchaus nichts neues, sondern wiederholt seine früheren Behauptungen und Vorschläge, nun aber gewürzt mit den bissigsten persönlichen Ausfällen gegen Clavius. Hervorzuheben ist aber, dass Scaliger auch in dieser Arbeit sich aller konfessionellen Angriffe vollständig enthält — er bleibt, abgesehen von den Persönlichkeiten, durchaus auf sachlichem Boden, was denn für jene Zeit immerhin Anerkennung verdient.

Ähnlich wie Scaliger auf dem Prinzipe der vorgenommenen Reform selbst stehend, bekämpften den neuen Kalender Georgius Germanus, Franciscus Vieta und Sethus Calvisius. Der erstere veröffentlichte nach dem Erscheinen der Apologia des Clavius zu Frankfurt an der Oder seine Schrift, [1] deren Erscheinen er direkt mit jener Aufforderung des Clavius rechtfertigt, man möge einen Kalender konstruieren, der auf zyklische Weise eingerichtet, dennoch weniger als die vier erwähnten Fehler oder doch diese seltener zulässt als der Gregorianische. Germanus bekennt sich in der Vorrede als Katholik und weiß wohl, dass ihm als solchen der Vorwurf gemacht werden könnte, als begehe er mit der Opposition gegen das vom Papste unternommene Werk einen schweren Fehler. Aber jene Aufforderung des Clavius und der redliche Wille, der Christenheit durch sein Werk nützlich zu sein, helfen ihm über diese Bedenken hinweg. [2] Germanus verspricht nun, dass er das Äquinoktium vernum besser am 21. März erhalten wolle und dafür sorgen werde, dass die Ostervollmonde nicht vor den betreffenden Angaben der Prutenischen Tafeln fallen werden.


1 Computus ecclesiasticus sive Kalendarium triplex, Gregorianum, Antiquum et Novum, cum vero cyclo lunari et refutatione quorundam insignium errorum Christophori Clavii clarissimi nostri temporis mathematici.
1 Bei dieser Versicherung des Katholizismus fällt allerdings auf, dass Germanus sein Werk dem Professor David Origanus, einem eifrigen Protestanten, zur Begutachtung einsandte — ein Punkt, der auch von Clavius in seiner Erwiderung aufgegriffen wurde.