[543]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.61

Auch die Thesen des Busaeus geben nicht viel Stoff; und nur die Behauptung desselben, dass die besten Mathematiker der Erde den Kalender teils gemacht, teils gut geheißen, veranlassen Maestlin zu der Bemerkung, wie merkwürdig es doch sei, dass Busaeus keinen einzigen derselben beim Namen nenne. Wie schlecht es übrigens mit dem Vertrauen auf das Werk beim Papste selbst bestellt sein müsse, zeigt, dass er allen Mathematikern die Diskussion über die Reform verbietet und es vorzieht, mit dem Bannfluche statt durch überzeugende Gründe die Annahme derselben zu erzwingen. Mit einer abermaligen Ermahnung an die Mathematiker, ihre Augen zu öffnen und diesen ihrer schönen Wissenschaft Hohn sprechenden Kalender gehörig zurückzuweisen, schließt Maestlin seine Schrift ab.

Diese Aufforderung an die Gegner, ihn zu widerlegen, blieb in der Tat in Rom nicht unbeachtet, denn endlich ging Clavius daran, eine ausführliche Begründung des Kalenderwerkes herauszugeben, die ihre Spitze gegen Maestlin richtete. Ehe jedoch dieses Buch, das uns bald zu beschäftigen haben wird, erschien, wurde dem Maestlin vom Jesuiten Antonius Possevinus in seiner Moscovia erwidert. [1] Derselbe weiß, dass Clavius die Absicht habe, zu antworten und so begnügt er sich, den Angriff als nichtig und eitel hinzustellen, mehr nützlich dem Reformwerk als schädlich. Nur auf eine Inkonsequenz, besser gesagt auf einen Widerspruch Maestlins macht Possevinus aufmerksam, um damit einen Maßstab für die Beurteilung des ganzen Werkes zu geben. Maestlin mache es den römischen Mathematikern zum Vorwurf, dass sie nicht neue Tafeln sondern die fehlerhaften Prutenischen Tafeln zu Grunde gelegt haben, und andererseits benützt er doch dieselben, um mit Angabe von speziellen Fällen zu beweisen, dass das Äquinoktium vernum durchaus nicht am 21. März gefestigt worden sei.

Auf diesen Angriff gab Maestlin 1588 eine "Defensio alterius sui examinis" heraus. Er konstatiert, dass außer Possevinus in einem Zeitraum von zwei Jahren kein Mathematiker ihm geantwortet habe, denn auch das von demselben angekündigte Buch des Clavius sei ihm trotz eifrigen Nachforschens nicht zu Gesichte gekommen. [2]


1 Moscovia et alia opera de statu hujus saeculi adversus Catholicae ecclesiae hostes in officina Birkmannica 1587. Sect. IV. De anni et paschae emendatione.
2 In der Tat erschien die betreffende Schrift des Clavius erst im Jahre 1588.