46Kaltenbrunner.[528]

Der Vorwurf, dass hiedurch Unfrieden im Reiche gestiftet werde, der berühre weiter nicht die Protestanten, denn wer hat hier die Schuld, der, welcher den Grund zum Bruche des Religionsfriedens gibt, oder der, welcher nur sein verbrieftes Recht vereidigt? Der glühendste Hass gegen Rom durchweht die ganze Schrift Heerbrands, und sie bezeichnet den Höhepunkt der Angriffe, die vom theologischen Standpunkte aus gegen den Kalender gemacht wurden.

Natürlich fehlte es auch nicht an Flugschriften in dieser Angelegenheit. So wurde anonym jener Absatz der Lutherischen Schrift "von den Concilien", der über den Kalender handelt und der, wie wir gesehen haben, schon von mehreren benutzt wurde, herausgegeben. Der Anonymus fügt demselben eine entsprechende Einleitung bei, worin er die Meinung ausspricht, der Papst wolle alle Nationen, die noch unter seiner Stockmeisterei liegen, von den Deutschen in Handel und Wandel trennen und außerdem Zwietracht und Hader unter ihnen selbst säen. Auch "ein Neujahrsgeschenk" erhielten 1584 die christlichen Leser in einem Gedichte, in welchem der Papst verglichen wird mit dem Athener Cynesias, [1] der darin seine Hauptbeschäftigung sah, das zu tun, was andere Leute nicht taten. So wolle auch der Papst jetzt die ganze Ordnung des Jahres verwirren, in der Absicht, Zwietracht zu säen und Ärgernis zu erregen. Der Dichter gibt sich übrigens der Hoffnung hin, dass ihm dies nicht gelingen werde, und geht dann zu der sehr nützlichen Beweisführung über, dass Gregor XIII. der wahre Papstesel sei. Drollig und voll des derben Witzes jener Zeit ist "ein kurzweiliges Gespräch zweier meissnerischer Bauern über den neuen Bäpstischen Kalender", das 1584 zu Dresden gedruckt wurde. An die Spitze desselben sind zwei Verse gestellt, von denen der eine unbedingt aus älterer Zeit herrührt, der andere dem analogen Verhältnisse entsprechend sich auf das Jahr 1584 bezieht. Sie lauten:

a."Bremenses Asini clamabant Resurexi
 Cum Populus Dei cantavit Oculi mei."
b."Wenn wir Bawrn Oculi mei han
 Des Bapst's Gesindt ihr Ostern beghan."

1 Es ist hiemit offenbar der Dythryrambendichter Cinesias gemeint (vgl. Aug. Pauly Real-Encyclopädie der klassischen Alterthumswissenachaften).