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und wenn auch die Obrigkeiten keine schlimmen Hintergedanken haben, so hat sie doch der Papst, was von ihm und seinen Kollegen klar bewiesen worden sei. Also würde auch Luther in diesem Falle gegen die Annahme des Kalenders sprechen. Leichter wird Heerbrand mit der Augsburger Apologie fertig, zumal da ihm im Eifer die Logik abhanden kommt. Dieselbe nennt die Feier der Feste "ordinationes politicae". [1] Er führt nun aus, wie griechisch πολυτια bedeute: "gubernatio, regimen et quacumque administratione accipitur". Diese Verwaltung aber sei eine doppelte, eine weltliche und eine geistliche, und wenn daher von einer ordinatio politica die Rede sei, so werde damit nicht gesagt, dass sie in den Bereich der weltlichen Obrigkeit gehöre, sondern sie könne ebenso gut kirchliche Angelegenheit sein. Jener Ausdruck besage also nur, dass die Festfeier keine Glaubenssache sei, aber eine kirchliche Angelegenheit bleibe sie doch, und eine solche könne von der Obrigkeit nur mit Herbeiziehung von Theologen behandelt werden. Nun hätten sich aus allbekannten Gründen die protestantischen Geistlichen gegen die Annahme des Kalenders entschieden, und daher stehe es der weltlichen Obrigkeit nicht zu, ihnen denselben aufzudrängen. Heerbrand behauptet also, dass die an sich für den Glauben gleichgültige Frage durch die aus ihr erwachsenden Gefahren und die sie begleitenden Nebenumstände aus dem Bereiche des Adiaphoron heraustrete. Dazu kommt folgende Erwägung: Wenn auch der Kalender an sich Adiaphoron ist, so gehört zum Wesen desselben gegenseitige Übereinkunft, respektive Nachgiebigkeit des Stärkeren gegenüber dem Schwächeren in einer den Glauben nicht berührenden Sache. Hier aber ist von keiner Übereinkunft die Rede, denn der Papst verständigte von Anfang an nur die katholischen Fürsten und Universitäten, und er befiehlt unter Androhung des Bannes und des Zornes der Apostelfürsten, und so tritt von Seite der Katholischen Zwang an die Stelle des Zugeständnisses, was überdies auch das "Mandamus" und der Satz: "Nulli ergo omnino hominum" des Bulle deutlich beweist. Nehmen also die Protestanten den Kalender an, so machen sie sich zu Knechten des Papstes und zu Dienern seiner Götzen


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