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Der Verfasser des andern an die bayrischen Fürsten gerichteten Gutachtens [1] mahnt die protestantischen Fürsten zur äußersten Vorsicht, denn obwohl die Reform dringend nötig sei, so sei doch dieses schnelle Vorgehen des Papstes höchst verdächtig, da derselbe den Kalender ohne Zuziehung der deutschen Fürsten und Mathematiker und noch dazu ohne gehörige Begründung herausgegeben habe. Dies sei für die Evangelischen Grund genug, sich wegen dieses heimlichen und verdächtigen Werkes beim Kaiser zu beschweren, und für den Fall, dass sie noch weiter gedrängt werden sollten, zu verlangen, der Papst müsse früher in einem gründlichen Werke das Wesen des neuen Kalenders auseinandersetzen, ehe derselbe in Deutschland angenommen werde. Hält dann der Kalender die Prüfung der Astronomen aus und zeigt es sich, dass er der evangelischen Freiheit nicht gefährlich sei, so wird es keinen Anstand haben, dass derselbe angenommen werde. Nur wird dabei die Erklärung nötig sein, dass die protestantischen Stände den Kalender nicht vom Papste, sondern vom Kaiser als ihrer höchsten Obrigkeit annehmen wollen.

Wenn bereits die zuletzt betrachteten Gutachten vernünftigen und ruhigen Vorstellungen einen Platz gönnten, so tut dies noch mehr eine lateinische am 1. / 11. Dezember 1582 aus Altdorf an die bayrischen Fürsten gerichtete Schrift. [2] Allerdings sieht der Verfasser die Notwendigkeit einer Reform nicht ein, denn das langsame Rückschreiten der Jahrpunkte und Neumonde sei schon noch zu ertragen, besonders wenn man das ehrwürdige Alter dieser Einrichtungen erwägt. In einem korrigierten Zyklus könne man ebenso wenig auf die astronomische Rechnung Rücksicht nehmen, wie im alten und auch keine Dauerhaftigkeit erzielen; daher sei jetzt die Reform nur für diejenigen nötig, welche es als Pflicht erachten, die Dekrete der Papste zu befolgen. Dem Verfasser war vom Herzog Wilhelm von Baiern das schon erwähnte Kalenderfragment zugeschickt worden; an demselben hat er nichts auszusetzen, aber er kann sich daraus kein Urteil über die Reform selbst bilden, was sehr begreiflich ist.


1 Heidelberger Sammelband. VI. a.
2 Heidelberger Sammelband VI. b