38Kaltenbrunner.[520]

Vom gleichen Standpunkte und einem ähnlichen Gedankengange folgend, bekämpft Lambert Floridus Plieninger den Gregorianischen Kalender. [1] Ihm ist die Aufstellung desselben ein Zeugnis mehr, dass der Papst der Antichrist sei. Denn indem er den Kalender auf das Nizänische Konzil und nicht auf die Zeit Christi zurückführt, zeigt er, dass er nicht ein Nachfolger des Heilands, sondern der heidnischen Kaiser sei. Nun habe zur Zeit des Nizänums die Herrschaft des Antichrist begonnen, denn damals haben sich die Päpste zuerst in weltliche Händel gemischt. Nun beginnt eine lange Abhandlung über Papst, Antichrist und das Tier, welchem in der Apokalypse (cap. XIII) 42 Monate gegeben werden; natürlich wird der Papst mit diesem identifiziert und zugleich wird aus dem Ablaufen dieser 42 Monate (1 Monat = 30 Tag, 1 Prophetischer Tag = 1 Jahr) das Herannahen des Weltunterganges angekündigt. Nähere Ausführungen wird man mir gerne erlassen; ich war nur genötigt, diese Abirrungen menschlicher Vernunft anzuführen, weil der Kalender darin eine Prämisse bildet. Noch klarer als Ossiander erkennt Plieninger die Absicht Roms, wieder festen Fuß in Deutschland zu fassen, nachdem es nicht gelungen sei, die Inquisition daselbst einzuführen. Er macht darauf aufmerksam, dass in dem auf Befehl des Herzogs Wilhelm von Bayern zu München gedruckten deutschen Kalenderfragment gesagt werde, der Papst habe die Emendation vorgenommen auf emsiges Anhalten der kaiserlichen Majestät und anderer vornehmer christlicher Potentaten; dagegen in dem vom Papste selbst herausgegebenen von einem Befehle des Tridentiner Konzils die Rede sei. Dahinter stecke der Plan Roms, durch den deutschen Kalender die Fürsten zu bewegen, den Kalender anzunehmen, ehe sie durch den italienischen erfahren, welche Zwecke man eigentlich mit dem Kalender verfolge. Aus der (in allen päpstlichen Bullen vorkommenden) Strafandrohung leitet Plieninger des Papstes Absicht her, den Religionsfrieden zu stören. Er warnt in eindringlichen, mit den giftigsten Ausfällen auf Rom getränkten Worten die deutschen Fürsten, sich nicht übertölpeln zu lassen, damit nicht über sie ein Herzog Alba oder eine Bartholomäusnacht komme.


1 Kurtz Bedenken von der Emendation des Jahrs durch Bapst Gregorium XIII. fürgenommen etc. (Heidelberger Sammelband. V.) Vorher gedruckt bei Josias Ricel zu Strassburg.