[509]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.27

Ehe ich jedoch diese und die ihr verwandten Streitschriften bespreche, will ich noch kurz das weitere Verhalten des Kaisers bis zur definitiven Entscheidung darstellen.

Der Februar-Termin war natürlich wieder verstrichen und schon im zweiten Schreiben an den Kurfürsten von Sachsen hatte der Kaiser den Oktober als solchen bezeichnet. Bei diesem Beschlüsse beharrte er denn auch trotz der ablehnenden Haltung Sachsens.Die Verhältnisse drängten eben zu einer definitiven Entscheidung; vom Papste erhielt Rudolf geradezu eine Rüge über sein zögerndes Verhalten, und da mehrere Bischöfe, deren Sprengel in die österreichischen Erblande hineinreichten, den Kalender im Februar eingeführt hatten, so drohten ernsthafte Verwicklungen. In Ober- und Niederösterreich wusste allerdings Erzherzog Ernst Ordnung zu halten, indem er den Bischof von Passau zwang, die Publikation in seinen österreichischen Pfarreien wieder rückgängig zu machen; um so mehr hatte Erzherzog Ferdinand in Tirol zu leiden, zu dessen Gebiet die Sprengel von Trient und Augsburg gehörten, [1] namentlich von den Amtleuten Südtirols lief Klage auf Klage über das rücksichtslose Vorgehen des Kardinal Madrucius ein. Ferdinand drängte daher fortwährend zuletzt schon durch eigene Kuriere den Kaiser, eine Entscheidung zu treffen. In der kaiserlichen Kanzlei war man nun bemüht, für die Publikation eine Form zu finden, die nach dem Wunsche des Kurfürsten von Sachsen die Ehre des Reiches nicht verletzen konnte. Auf Befehl des Kaisers erstatteten die beiden Geheimen Räte Harrach und Viehäuser über den Modus des Ausschreibens an die Stände ihr Gutachten. Der erstere meint, es solle die Publikation in der Weise verfasst werden, wie es die Kurie wünschte, jedoch im Namen des Kaisers und mit Hinweglassung des Namens des Papstes und alles dessen, was in der Sache mit Rom verhandelt worden ist. Der in diesem Sinne abgefasste Entwurf sollte aber nochmals den Kurfürsten zur Begutachtung vorgelegt werden, und wenn sich die Mehrzahl günstig dafür ausspreche, könne Se. Majestät die Publizierung getrost vornehmen.


1 Salzburg und Brixen hatten dagegen auf Ansuchen Ferdinands die Publikation bis Oktober verschoben.