26Kaltenbrunner.[508]

Indem er der Leiden gedenkt, die das deutsche Vaterland durch die Päpste schon erlitten, kann er nicht raten, auf des Papstes Befehl hin den Kalender zu publizieren. Jedoch will er nicht absolut dagegen sein und beantragt daher, die Angelegenheit von einem Deputationstage beraten zu lassen, aber in keinem Falle dürfe Rom irgend eine Jurisdiktion und Herrschaft über das Reich eingeräumt werden.

Auf den Vorschlag Sachsens und Mainzs, die Kalenderfrage einem Deputationstage zur Beratung vorzulegen, ging der Kaiser nicht ein, er ließ sich offenbar lieber durch die zwei anderen Antworten beeinflussen, und so schrieb er am 25. März / 4. April an Sachsen, er hätte sich entschlossen, den Kalender in Reich und Erblanden im kommenden Oktober zu publizieren, verspricht aber,dass sicherlich dabei der Würde des Reiches nichts werde vergeben werden. Dies befriedigte jedoch keineswegs den Kurfürsten, denn in einem zweiten Schreiben vom 26. April / 6. Mai schlägt er einen entschiedeneren Ton an. Es stehe ihm zu, seine Bedenken wegen der Publikation im Reiche auszusprechen, wenn er auch nicht berufen sei, irgend eine Handlung des Kaisers in dessen Erblanden zu beurteilen. Er habe nun in Erfahrung gebracht, dass der Papst nicht nur nicht die Haltung des Kalenders "mandire", sondern auch sich ungescheut rühme, dass diese Reform vom Tridentiner Konzil als Reservat des päpstlichen Stuhls erklärt worden sei. Der Kaiser wisse, was die Evangelischen gegen dieses Konzil eingewendet haben; da nun der Papst den Kalender als ein Werk desselben ausgibt, so werde den Evangelischen nichts anderes übrig bleiben, als die Annahme desselben zu verweigern. Sollte aber der Kaiser trotz dieser Erklärung den Kalender im Reiche publizieren, so werde er für seine Person dem nicht Folge leisten können, ehe er sich nicht mit den seiner Konfession zugetanen Ständen vorglichen haben wird. Dies ist schon ziemlich deutlich gesprochen, doch immerhin ließ diese Erklärung noch Hoffnung auf ein Einverständnis zu. Ganz kurz und schroff abweisend dagegen ist die fünfte Antwort, die erst am 3. / 13. September vom Kurfürsten Von der Pfalz erfolgte. Diese Meinungsäußerung ist bereits direkt beeinflusst durch das Gutachten eines deutschen Gelehrten — des Michael Maestlin. —