[505]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.23

und namentlich auch der Kaiser zur schleunigen Publizierung des Kalenders im Reiche und in den Erblanden gedrängt. Aber schon damals erklärte Rudolf in einem Schreiben an den Kardinallegaten, er könne da nicht allein entscheiden, sondern er müsse die Sache vor die Stände des Reiches bringen, so sehr er auch für seine Person die Kalenderreform als nützlich und notwendig erachte. [1] Es ist selbstverständlich, dass infolgedessen der Termin der Einführung am 5. Oktober 1582 nicht eingehalten werden konnte. Für eine solche Eventualität hatte man übrigens in Rom vorgesorgt, denn am Schlüsse der Canones findet sich eine Anleitung für diejenigen, welche erst im nächsten oder in den folgenden Jahren den Kalender publizieren werden. Für 1583 wird wieder der 5. Oktober als Termin bezeichnet; davon aber ging man später ab, indem ein päpstliches Breve vom 7. Nov. / 28. Okt. 1582 anbefiehlt, die 10 Tage im Februar 1583 auszulassen. [2] Dies beim Kaiser durchzusetzen, wurden von Rom aus große Anstrengungen gemacht; der Papst schrieb deshalb an ihn, und der Nuntius am kaiserlichen Hofe bemühte sich durch mehrere Eingaben an den Kaiser und dessen geheime Räte, ihn gefügig zu machen. In diesen Aktenstücken des Nuntius wird bereits der Fall einer möglichen Opposition der Protestanten besprochen. Der Kaiser wird aber daran erinnert, was schlimmer sei, wenn in Deutschland einige Ländchen von der allgemeinen Zeitrechnung abweichen, oder wenn der Kaiser mit ganz Deutschland sich von der übrigen christlichen Welt absondere. Es wird ihm vorgestellt, welch schwerer Kummer durch dieses sein Zögern dem Papste gemacht werde, denn nimmer hätte dieser sich träumen lassen, dass der Kaiser, der früher seine Bereitwilligkeit für das Reformwerk so unzweideutig geäußert habe,


1 Dieser Brief des Kaisers ist datiert: Augsburg 20. Sept. 1582. Dass trotz der Anwesenheit beider Beteiligter eine schriftliche Mitteilung des Kaisers erfolgte, lässt annehmen, dass derselbe diese als offizielles Aktenstück für Rom auffasste. Der Brief findet sich in Kopie im Innsbrucker Statthaltereiarchiv als Beilage eines kaiserlichen Schreibens an Erzherzog Ferdinand.
2 Domini Gregorü Papae XIII. Constitutio super observatione Kalendarii nuper editi pro iis, qui de mense Octobre proximo praeterito illud observare non coeperunt (gedruckt). Vom 9. Februar sollte auf den 20. übergegangen werden. Der Grund für diese Änderung ist darin zu suchen, dass man für 1583 eine Differenz in der Osterfeier vermeiden wollte.