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der Stimmung, die zu Anfang auch unter den protestantischen Fürsten gegen den Kalender herrschte, hätte möglicherweise eine Einigung erzielt werden können. Die folgende Darstellung wird zeigen, dass erst, als die Theologen sich des Stoffes bemächtigten, die Fürsten davon beeinflusst dem Reformwerke Widerstand entgegensetzten. Ideler hat behauptet, dass die Kurie zu Augsburg die Sache zur Sprache brachte, und dass gleich zu Anfang der Kurfürst von Sachsen und Landgraf Wilhelm von Hessen Opposition gemacht hätten. Diese Nachricht findet sich bereits bei Lundorp, [1] welcher auch eine Exposition der Gründe gibt, die der Kurfürst von Sachsen bei seiner Opposition geltend machte. Dennoch halte ich die Nachricht für falsch. Die Reichstagverhandlungen [2] enthalten auch nicht ein Wort darüber, und der Abgesandte des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, von seinem Herrn beauftragt, wohl auf die Kalenderverhandlungen zu Augsburg Acht zu haben, berichtet diesem, dass keine stattgefunden hätten. Auch wäre es sehr auffallend, wenn der Kurfürst von Sachsen in dem gleich unten zu besprechenden Schreiben an den Kaiser nicht auf seine zu Augsburg in dessen Gegenwart geäußerten Bedenken Bezug genommen hätte. Die Exposition der Gründe des Kurfürsten bei Lundorp hat auffallende Ähnlichkeit mit eben dem Schreiben desselben an den Kaiser — konnte nicht vielleicht dasselbe zu einer Flugschrift verarbeitet und als Oppositionsmittel verwendet worden sein? Freilich konnte in derselben nicht gesagt werden, dass diese Gründe vom Kurfürsten in Augsburg geltend gemacht wurden, denn gerade über das Schweigen der Kurie zu Augsburg vor den Protestanten beklagen sich dieselben. So würde also der Nachricht Lundorps die tatsächliche Meinung Sachsens zugrunde liegen, dagegen die Verlegung ihrer Äußerung nach Augsburg ein Fehler dieses Historikers sein.

Dagegen wurde vom päpstlichen Legaten, dem Kardinal von Trient Madrucius, privatim an mehrere katholische Fürsten die Mittheilung gemacht, [3]


1 M. C. Lundorp. Continuatio Sleidani. (1604-1619.) T. III. a. a. 1582.
2 Mainzer Erzkanzler-Archiv. Reichstag 1582. 4 Bände. (Wiener Haus-, Hof- und Staats-Archiv.)
3 Das erfahren wir z. B. aus dem später noch zu erwähnenden Briefe des Kurfürsten von Mainz an den Kaiser vom 18. / 28. Jänner 1583.