[495]Die Polemik über die Gregorianische Kalenderreform.13

Nachdem die Kommission in Rom mit der prinzipiellen Annahme des Lilioschen Werkes und der Abfassung und Verschickung des Kompendiums den ersten Abschnitt ihrer Tätigkeit vollendet hatte, arbeitete sie rüstig weiter, um die Durchführung des Reformwerkes zu ermöglichen. Ob die vielen eingesandten Werke und Gutachten Beachtung fanden, ist sehr zweifelhaft, denn Clavius nimmt in seinen Werken auf keines derselben auch nur mit einem Worte Bezug. Dagegen wurde neben der Fassung von definitiven Beschlüssen in jenen Fragen, welche Lilio noch offen gelassen hatte, auch der Epaktenzyklus einer durchgreifenden Revision unterzogen und in einigen Punkten abgeändert. Am 24. Februar endlich des Jahres 1581/2 erliess Papst Gregor XIII. die Bulle "Inter Gravissimas" in feierlicher Form, und nun wurden von Seite der Kurie die größten Anstrengungen gemacht, die Annahme der Reform möglichst zu beschleunigen, was denn auch in den rein katholischen Reichen und in Frankreich sehr gut gelang. Neben der Bulle wurden die "Canones in Calendarium Gregorianum perpetuum" verschickt, die uns nun etwas zu beschäftigen haben werden, deshalb, weil sie die Grundlage des jetzigen Kalenders bilden, und weil sie doch noch nicht so gewürdigt sind, als es geschehen sollte. [1] Diese Canones nun sind sehr kurz gefasst; eine Begründung der Reform enthalten sie fast gar nicht; in dieser Beziehung wird mehrmals verwiesen auf den demnächst erscheinenden "liber novae rationis restituendi Kalendarii", der aber niemals ausgegeben wurde. Erst 1603 veröffentlichte Clavius an dessen Stelle die "Explicatio Romani Kalendarii a Gregorio XIII. restituti".


1 So bringt selbst Ideler den Immerwährenden Gregorianischen Kalender ungenau, indem er die gleich unten anzuführenden Details übersieht. In neuerer Zeit (1869) ist der Gregorianische Kalender durch Fr. Attensberger weitläufig auseinander gesetzt worden; doch ohne großes Glück, denn der Verfasser mischt Übersetzung der Explicatio des Clavius und seine eigene Darstellung so wirr durcheinander, dass man aus dem 206 Seiten zählenden Buche wenig Belehrung schöpfen kann.